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L’Aquarium

Gestern habe ich mit einem Freund unser kleines Aquarium neu eingerichtet. Ich hatte es übernommen von unseren Vormietern – mein Freund ist begeisterter Aquarianer. Ich erzähle davon weil ein Ziel der Transat-Kampagne und von letztlich allen Seglern ist, Bewusstsein für das Leben in den Meeren und das Leben insgesamt zu schaffen.

Justin en train de “bien faire”

Für einen Laien wie mich heißt Aquarium: ein paar Fische kaufen die ganz schön sind, das Becken nicht allzu geschmacklos einzurichten und dann zu versuchen das Wasser regelmäßig auszutauschen damit es ihnen nicht schlecht gehe.

Der Aquarianer kennt und liebt die Fische und ihre Verhaltensweisen er weiß wo sie normalerweise Leben, was für Bedingungen sie haben, was sie mögen und brauchen und er beobachtet an ihrem Verhalten ob es ihnen gut geht er freut sich ihnen trotz der Gefangenschaft einen lebenswürdigen Lebensraum bieten zu können.

Das neue Aquarium und das Freundschaftsgeschenk hat mich so gefreut und hat auch mir die Augen für das Leben der Fische geöffnet.

Les poissons apprécient

Ich erzähle das, weil mehrere Aspekte darin stecken: Erstens kann man selbst nicht alles wissen aber voneinander lernen. Zweitens zeigt sich wie die Freude und Passion eines anderen Menschen Sinnhaftigkeit erzeugt und wie wir Menschen einander gegenseitig Sinnhaftigkeit erschaffen können. Das finde ich unheimlich wichtig da viele eine Tendenz zur Entmutigung und Selbstaufgabe zeigen. Schließlich sind die vor uns Menschen liegenden Herausforderungen so unglaublich schwer und die Widerstände dagegen sind so groß: dass es doch alles eh keinen Sinn macht. Deswegen es auch gar nicht nötig ist es überhaupt versuchen. Drittens eröffnet mir diese Erfahrung von gestern ein besseres Verständnis für den Lebensraum Wasser und seine Bewohner – anstelle von Langeweile erlebe ich Interesse und Viertens wird, aufgrund dieses Beispiels, deutlich, dass es, um Langeweile Perspektivlosigkeit zu unterbrechen, unbedingt nötig ist etwas aktiv zu beginnen und zu tun!

Hinderlich für aktives Handeln sind im allgemeinen Ängste und Verunsicherung. Insbesondere die Angst einen Fehler zu machen oder, noch schlimmer, vor anderen blöd dazustehen. Ich musste die Möglichkeit akzeptieren, dass mein Freund sagt „Oh Gott die armen Fische was hast du denn mit denen gemacht?“ Das heißt, ich muss auch die Möglichkeit einer Kränkung akzeptieren. Auch das finde ich in heutiger Zeit unglaublich wichtig, weil große Bevölkerungsteile (darunter viele Männer), angeführt von manchen führenden Politikern, sich der Kränkung hingeben – Kränkung, dass wir alle die Mitschuld tragen sollen an menschengemachten Klimawandel und daraus folgendem Elend bei Mensch und Natur – die Kränkung, dass sie als Männer freiwillig auf Macht und resultierende Bequemlichkeit verzichten sollen um den Idealen der Gleichberechtigung gerecht zu werden: die Kränkung ist weit verbreitet, sie flüstert uns ein, dass wir aufgrund einer uns widerfahrenen Ungerechtigkeit oder Vorenthaltung das Recht auf Ausgleich besitzen und man von uns nicht erwarten könne besonders gewissenhaft hohe Werte zu vertreten, vielmehr sei die kränkende Erfahrung Anlass mögliche moralische Verpflichtungen zu missachten – die Kränkung wird genutzt zur Rechtfertigung von Feigheit. Die Kränkung verleitet zur Nachahmung und wenn sie in der Bevölkerung stark wird dann werden die Zeiten dunkel. Es ist also besondere Herausforderung unserer Zeit und für jeden, der sich eine schöne Zukunft bauen will, Kränkung bei sich zu erkennen. Wir sind alle immer wieder gekränkt und müssen zunächst lernen selbst und trotz empfundener Kränkung zu handeln um aus ihr herauszukommen.  Oder anstelle von sicherer Inaktivität das Risiko einer Kränkung einzugehen. Wir müssen Mut gebende, perspektiv-bringende Aktivitäten beginnen um zu merken dass es nicht schlimm ist einen Fehler zu machen, sondern Teil des Weges zu einem gewünschten Ziel. Dies ist übrigens auch eine Grundmaßnahme in vielen Psychotherapien zum Beispiel um mit depressiven Symptomen umzugehen und aus einer Negativspirale herauszukommen: Eine echte Erfahrung folgt nur im Handeln, im Tun. (01/2021)

Petit monde, bon résultat

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